Medizin in der Antike |
Die heutigen Ärzte können Erkrankungen mittels Blutuntersuchungen, Ultraschall und vielen anderen Methoden, Geräten und Messungen diagnostizieren. Da die Ursachen weitgehend bekannt sind, ist es dem Arzt möglich das passende Medikament, z.B. ein Antibiotikum zu verabreichen. Im Notfall führen die Ärzte Operationen, ggf. unter Vollnarkose durch, nach der die Patienten im Normalfall innerhalb kurzer Zeit wieder genesen. |
Aber wie war das damals? |
Bei kleinen Verletzungen oder einfachen Erkrankungen versuchte man zuerst die Götter durch opfern milde zu stimmen oder zu besänftigen. Man glaubte, die Krankheiten werden durch den Zorn der Götter verursacht. Oft ersuchte man in Tempeln oder Heiligtümern um eine Heilung, indem man Votive anbot. Votive sind Modelle etwa des erkrankten Körperteils. Solche Weihegaben wurden überall im römischen reich verwendet, dies zeigen Funde in Latium wie in Britannien und einigen Teilen Germaniens.
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Im Alltag lag die Medizin oft in den Händen des Familienoberhauptes, des pater familias. Bei kleineren Verletzungen oder einfachen Erkrankungen behandelte er dies mit Familienrezepten oder mit eingekauften Medikamenten. In einigen Familien jedoch wurden Sklaven in der damals als Handwerk gesehenen Kunst der Medizin unterrichtet, und dienten diesen dann als Ärzte.
Es gab aber auch Ärzte, die aus Griechenland einwanderten. Unter ihnen war um das Jahr 200 v. Chr. Archagathos einer der ersten. Aus dem zu Beginn freundlichen Empfang wurde aufgrund der stümperhaften Methoden schnell Ablehnung. Archagathos erhielt sogar den Namen "carnifex" (Schlächter) da seine Behandlungen ausgesprochen blutig waren.
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Erst 100 Jahre später siedelten sich dann erneut griech. Ärzte in Rom an, allen voran der Arzt Asklepiades, dessen Behandlung durch vernünftige Ernährung und Bewegungstherapie die skeptischen Römer bald ihre Vorbehalte aufgeben ließ und einen Meilenstein in der medizinischen Betreuung Roms legte.
Da es seinerzeit noch keine pharmazeutische Industrie in dem Sinne gab, zog man Pflanzen als Grundlage der Behandlungsmethoden heran. Man nutzt sie um aus ihnen Tees, Umschläge, Bäder und Salben zu gewinnen.
Celsus und auch Plinius d. Ältere verfassten umfangreiche Werke zur Pflanzenheilkunde. Bockshornsamen wurden bei Lungenentzündungen eingesetzt, Knoblauch stärkte die Abwehrkräfte, Weidenrinde wurde zur Schmerzlinderung aufgebrüht und Fenchel schrieb man eine beruhigende Wirkung zu. Dies sind nur einige Beispiele der vielen Pflanzen, die therapeutische Wirkung zeigten.
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Schmerzmittel |
Bei besonders heftigen Schmerzen, war die Weidenrinde jedoch wirkungslos. In solchen Fällen, wie bei Operationen, wurden Betäubungsmittel eingesetzt, etwa der Milchsaft des Schlafmohns, die Alraunwurzel oder ganz schlicht Alkohol.
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Operationen |
Operationen der Antike sind natürlich nicht mit unseren heutigen vergleichbar. Eine Blinddarmoperation, heute ein Routineeingriff, führte fast immer zum Tode. Die tiefsten Eingriffe waren der Blasenschnitt und die gynäkologische Operationen, bei denen es sich um Notfallmaßnahmen handelte.
Herausragend sind allerdings die Operationen am Kopf, wie z.B. die Schädelöffnungen, die so genannte Trepanation, welche bei schwerwiegenden Kopfverletzungen angewandt wurde.
Augenoperationen wie der Starstich wurden nur von Spezialisten durchgeführt. Dabei wurde die getrübte Linse im Auge herabgedrückt. Das Spezialbesteck für eine derartige Operation hat sich zu der heutigen kaum verändert.
Die Instrumente der Mediziner waren zahlreich. Neben Skalpellen, Löffeln und Kathetern waren ebenfalls Sonden, Haken und Sägen bekannt. Die Geräte waren meist aus Bronze und nicht selten reich dekoriert und verziert. |
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Quelle:
Ernst Künzl, Medizin in der Antike, Stuttgart 2002 |
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