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Der Gladiator

 

Denken wir an diese Menschen sehen wir meist grobschlächtige Männer vor uns, die zum Kampf gezwungen wurden und zwangsläufig töten oder sterben müssen, um die Arena wieder zu verlassen.

Aber, obwohl der Umgang mit dem Tod in der römischen Antike wirklich ein anderer war, ganz so verhält es sich dann doch nicht.

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Berufswahl

 

Schon bei der Frage, wer Gladiator wurde, wird dieses Bild zerstört. Zu Beginn, als die Kämpfe sich gerade erst einzubürgern begannen, handelte es sich vorwiegend um Kriegsgefangene und Sklaven, die zu Ehren der verstorbenen Bürger ihr Blut vergossen.

Als jedoch die Blütezeit der munerae, der Veranstaltungen zur Unterhaltung der Massen aufzogen, fand man eine Unzahl an Freiwilligen, welche sich auf eine bestimmte Zeit einem Ludusbesitzer oder Lanista verpflichteten, um für diesen zu kämpfen.

Diese Männer hofften auf Ruhm, Reichtum und einen frühen Ruhestand für sich und nicht selten für ihre Familien, dafür waren sie bereit ihr Leben zu riskieren.

Damit aber nicht genug, obwohl es vom Gesetz her immer wieder Verbote und Einschränkungen gab, suchten auch einige der vornehmeren Herren und Damen, ja sogar Kaiser, ihr Vergnügen lieber im Sand als auf der Tribüne. Sie besuchten regelmäßig die Schulen, Ludi genannt, um die Ampitheater, den Veranstaltungsorten, und traten manchmal auch öffentlich auf. Ob sie dies nun nur im Rahmen der Übungen im Vorfeld taten, oder auch während der eigentlichen, gefahrvollen Kämpfe bleibt in den meisten Fällen unklar. Der Kaiser Commodus aber z.B. liebte es, an den Tierhatzen sich zu beteiligen, wenn wohl auch nicht ungeschützt.

Man sieht also, keineswegs waren es nur arme Teufel, denen man nie eine Wahl gab.

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Überlebenschancen

 

Die meisten Gladiatoren dürften recht früh verstorben sein, schon das Training konnte sicherlich zu manchem Unfall geführt haben, leider wissen wir darüber aber nichts, da absolut erfolglos verstorbene Gladiatoren ebenso unerwähnt beigesetzt wurden, wie solche, denen das Schicksal vor dem beginn ihrer Karriere übel mitspielte.

Solche Gladiatoren jedoch, die es in die Arena schafften hatten gute Aussichten weiter zu leben. Dem Editor, dem Ausrichter der Spiele war es in die Hände gegeben, eine missio, eine Gnade oder Entlassung zu erteilen. Dabei richtete er sich oftmals nach dem Publikum um deren Gunst zu gewinnen und zu behalten. Das Publikum hingegen war natürlich unberechenbar. So versuchten die Gladiatoren durch besonders große Tapferkeit, das einzige dass sie als Ausgestoßene der Gesellschaft noch mit anderen Römern verband, und großartige Kampfkunst die Menschen auf ihre Seite zu ziehen und so, selbst wenn man verlor auf ihre Gunst hoffen konnte.

Auch viele Verletzungen konnten mit großer Überlebenschance geheilt werden, denn die in den Ludi dienenden Ärzte waren die besten im Reich und der berühmte Galen sammelte dort einen großen Teil seiner Erfahrungen.

Die Grabsteine zeigen dementsprechend nicht nur die Zahl der Siege, sondern auch die Zahl der erteilten missiones.

Es gab sogar Zeiten, in denen waren Kämpfe auf Leben oder Tod verboten.

Auf der anderen Seite gab es am Vormittag der Spieltage so genannte venationes, die Tierhatzen, während derer dafür ausgebildete Gladiatoren wilde Tiere bekämpften, welche natürlich weniger Gnade kannten, wenn sie denn ihre menschlichen Gegner bezwangen.

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Die Waffengattungen

 

Von Beginn an existierten verschiedene Typen und Spezialisierungen von Gladiatoren die sich im Laufe der Zeit auch Wandlungen unterwarfen oder Neuerungen wichen.

Es ist eher unwahrscheinlich, dass wir bereits alle jemals in Rom und seinem Reich vorkommenden Gattungen kennen, aber wir können zwischen weit verbreiteten und eher seltenen eine Grenze ziehen und aus der ersten Kategorie wohl die meisten benennen.

Die gebräuchlichsten sind:

 

Der Secutor – der Verfolger  
Der Provocator – der Herausforderer  
Der Myrmillo - der Seefisch  
Der Thraker  
Der Hoplomachus - Speerkämpfer  
Eher selten oder schwer nachzuweisen sind Gattungen wie der  
Cruppellarius – der voll Gepanzerte  

Dimacherius – der Zweischwertkämpfer

 

 

Die meisten dieser Gattungen waren zwar nicht mit einem Oberkörperpanzer wie in der Armee gesichert, dafür an ihren Armen und Beinen gut geschützt und effizient bewaffnet. Um mit dieser Ausrüstung umzugehen bedurfte es einiges an Training und Übung. Dazu aber später mehr.

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Die Paarungen

 

Entsprechend dem Geist der Gladiatur, welcher Tapferkeit und Kampfeswillen, ja regelrechten Todesmut demonstrieren sollte, stellte man nur Paarungen zusammen, die sich Gegenseitig in ihren Vor- und Nachteilen aufwogen. Daher kam es scheinbar zu einer Standardisierung der gegeneinander antretenden Typen.

Die typischsten und beliebtesten Paarungen waren daher

 

Name
Name
Retiarius
gegen
Secutor
Myrmillo
gegen
Thraker
Myrmillo
gegen
Hoplomachus
Provocator
gegen
Provocator
Eques
gegen
Eques

Die heißt nicht, dass wir über alle Gattungen und Paarungen Kenntnis haben. Wie bei der Aufzählung der Typen bereits Anklang, herrscht über so manches noch kein Einklang in der Fachwelt und bei so manchem kann man auch noch von reiner Unbekanntheit ausgehen. Aber jene die wir kennen sind wohl die in ihrer Zeit bekanntesten und beliebtesten gewesen.

Nehmen wir nun ein Beispiel heraus, das des Secutors gegen den Retiarius um die Erläuterung zur Zusammenstellung begreiflicher zu machen.

Der Secutor hatte den Vorteil, gepanzert zu sein. Sein großes Schild deckte die gesamte Front, was hievor sah wurde von Schienen und einem großzügigen Helm gedeckt. Sein kurzes Schwert war im Nahkampf von großem Vorteil, denn er brauchte weder Platz noch Schwung zum Einsatz.

Aber seine Vorteile waren auch seine Nachteile. Der Helm nahm ihm aufgrund seiner winzigen Augenöffnungen die meiste Sicht und die fehlenden Atemlöcher bargen die Gefahr, dass er bei zu schneller Atmung seine eigene Atemluft einsog und so an Kraft einbüßte.

Der große Schild zwang ihn zu relativ statischer Kampfweise, wollte er nicht seine verletzlichen Stellen entblößen und behinderte ihn gleichzeitig so weit, dass er nur wenige und bestimmte Blitzaktionen vollziehen konnte.

Sein Gegner, der Netzkämpfer hingegen wurde von keiner Ausrüstung behindert und konnte so flink und schnell agieren, den Vorstößen ausweichen und auf die nötige Distanz gehen. Denn sein Dreizack brachte ihm auch diesen Vorteil, die große Reichweite.

Die Form dieser Waffe brachte ihm ein riesiges Arsenal an Einsatzmöglichkeiten und Taktiken.

Aber auch hier sind die Vorteile zugleich seine Probleme. Die mangelnde Panzerung machte ihn ungeheuer verletzlich. Das Netz, welches dazu diente den Gegner zu behindern oder bewegungsunfähig zu machen konnte ihm auch selbst zur Falle werden oder ihm trügerische Sicherheit vermitteln, der Stab des Dreizacks verhinderte dessen Einsatz im Nahkampf.

Man könnte also, vereinfachend ausgedrückt, sagen: schwer gepanzert und langsam gegen flink und verletzlich. Vorteil gegen Nachteil.

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Ablauf

 

Obwohl es auch kleinere und private Kämpfe gab, während deren Gladiatoren auftraten, ja zu Anfang wie gesagt wahrscheinlich im Rahmen der Bestattungsriten sogar nur solche, aber in der Hauptsache traten Gladiatoren zu großen Spielen an, die zu Ehren Verstorbener von deren teilweise entfernten Nachfahren und später schlichtweg als Aufgaben der Ädilen und anderen Magistraten oder Privatpersonen veranstaltet wurden. Diese Spiele, die manchmal Tage oder sogar Monate dauerten wurden im allgemeinen als „Gabe“ bezeichnet, als munera und dementsprechend der Veranstalter als munerarius oder editor.

Normalerweise begann dies am Vortag mit einem großen, öffentlichen Essen, während dessen sich alle vom Zustand der Männer persönlich überzeugen konnten.

Am eigentlichen Kampftag begann man mit venationes, mit Tierhetzen, während derer sich dazu ausgebildete Gladiatoren im Kampf mit wilden Tieren ihrer Haut erwehrten. Man kann sich leicht vorstellen, dass hier die missio schwer gewährt werden konnte.

Oftmals kämpften aber auch die Tiere miteinander, nicht selten Kettete man einen Bären und einen Stier zusammen.

Zur Mittagszeit, während derer sich viele Zuschauer auf den Weg nach Hause machten um etwas zu essen, fanden die Hinrichtungen statt. Auch hier befleißigte man sich einer großen Phanatsie, zum einen um den Zuschauern etwas zu bieten, das sie daran hinderte zu gehen, zum anderen natürlich zur Abschreckung.

Danach folgte die Hauptattraktion. Die Gladiatoren zogen in einer pompa ein, ohne Waffen und gut erkennbar, oft mittels Schildern die ihre Namen und Kampfstatistik zeigte dem auch weiter entfernt sitzenden Publikum präsentiert.

Um warm zu werden folgte ein Vorspiel, die prolusio, in der die Männer mit Übungswaffen aufeinander eindrangen, mit der Absicht, keine Verletzungen zu hinterlassen.

Erst jetzt folgten die eigentlichen Kämpfe, die nach dem Sieg eines der Kontrahenten mit der Gewährung oder Ablehnung einer missio, also einer Gnade beendet wurden, so dies nicht schon im Vorfeld geregelt war, etwa durch das Verbot auf Leben und Tod zu kämpfen.

Die Sieger wurden mit Zeichen geehrt, etwa Palmzweigen.

In kleineren Pausen wurden immer mal wieder kleinere Erfrischungen oder Geschenke verteilt.

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Militär und Gladiatur

 

Die Verbindung zwischen der Gladiatur und dem Militär liegt recht nahe. Seit den Zeiten des Marius bestand die Ausbildung neuer Rekruten aus einem Programm, welches die Gladiatoren schon seit Beginn ihrer Existenz entwickelt hatten. Ebenso waren viele Ausbilder des Heeres ehemalige Gladiatoren oder Gladiatorentrainer.

Aber die Verbindung geht noch weiter. Die römischen Bürger, welche Dienst in den Legionen taten wollten nicht auf ihre geliebten Spiele verzichten und die Feldherren, Consules und Caesaren nahmen sie natürlich wahr, um ihre Beliebtheit bei den Truppen zu steigern.

So finden sich, wie am Beispiele Carnuntums, immer wieder Amphitheater im Umfeld der Kastelle und Standlager.

Um in diesen Arenen munerae aufzuführen bedurfte es natürlich wieder Gladiatoren, und diese kamen entweder aus den wandernden „familiae“ oder, wie das Beispiel der Legio XXX aus Vetera zeigt, aus eigenen Gruppen. So weisen zwei Funde, ein Grabstein und ein Becher auf Gladiatoren hin, die hinter ihren Namen den Zusatz „LEG XXX“ tragen, und somit eindeutig zugeordnet wurden. Ausgeschlossen ist dabei aber eine Doppelrolle als Soldaten und als Gladiatoren, denn wie wir ja bereits erklärten sind zweitere der Abschaum der Gesellschaft, während Soldaten stolz waren auf ihre Stellung sowie ihren Status und diesen allenthalben betonten.

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