Grundsätzliches |
Die römische Religion zu beleuchten ist ein Aufgabe, die sich nicht anhand einer Internetseite bewerkstelligen läßt. So soll dies nur einen kleinen, sehr oberflächlichen Einblick geben.
Kaum etwas findet leicht verständliche Parallelen in unserer heutigen Welt, wir leben mit einer strikten Trennung von Staat und Religion, ja zu einem gewissen Teil sogar mit einer Trennung von Alltagsleben und Religion / Kirche. Derartige Trennungen sind in der römischen Antike nahezu undenkbar.
Darum bietet der folgende Text nur einen winzigen Einblick der Theologie, die sich in den 1000 Jahren römischer Existenz zudem auch beständiger Evolution unterwarf.
Im Gegensatz zum heute in Deutschland üblichen Monotheismus der christlichen Religion herrschte über den größten Teil der römsichen Geschichte dort ein Polytheismus, also eine Theologie vieler Götter.
Ihre Verehrung fand im kleinen wie im großen statt. In den Häusern der Römer war zumeist ein kleiner Altar aufgestellt, an dem die Familie unter Anleitung des Vaters und Hausherren ihren Göttern und den Personifizierungen bestimmter Attribute kleineOpfer darbrachten und ihre Anliegen vortrugen.
Daneben gab es diverse Tempel, die nicht immer nur einem einzigen Gott oder Göttin gewidmet waren, sondern, so wie der Tempel der kapitolinischen Trias, auch drei oder mehr Götter aufnehmen konnten.
Die Römer verherten nicht nur Götter, sondern auch Verkörperungen, Personifizierungen, die man als Genien bezeichnet. Besonderen Anhang fanden diese etwa im römischen Heer, wo der genius signorum die Ehrbezeugungen empfing, welche die Soldaten ihren Feldzeichen zukommen ließen.
Anders aber, als im Christentum, Judentum oder im Islam dreht sich die Religion der antiken Völker nicht nur um die reine Verehrung, sondern um ein Prinziep, welches sich „do ut des“ nennt, „ich gebe, damit du gibst“. Es handelt sich also um eine Art Handel, der über die üblichen Opferungen hinausging, welche ebenfalls schon in der Absicht stattfanden, das Wohlwollen der Götter zu erringen.
Viele Weihesteine zeugen von dieser Praxis, denn ihre Inschriften berichten oftmals, dass sie versprochen wurden, im Falle eines bestimmten Ereignisses oder Anlaßes.
nach oben
|
Die wichtigsten Götter |
Welche Götter nun genau, oder welchen Gott im besonderen man verehrte, dass überließ man den Einzelnen. Die Religion aber stellte außer Frage, in welcher Hierarchie die Götter untereinander thronten und welche Bedeutung sie für den Staat einnahmen.
Einzige Bedingung, die sporadisch auch verfolgt wurde, war die Verehrung der Staatskulte als Ausdruck der Loyalität und Verbundenheit zu Rom, seinem Kaiser und dessen Gewalt.
An der Spitze der Götter stand Iuppiter, der Blitzeschleuderer. Da sowohl im griechischen als auch im römischen die Götter niemals nur in ihrer Eigenschaft als „Iuppiter“ dargestellt wurden, sondern in einer bestimmten Unterart, begegnet uns hier meist der „Iuppiter optimus maximus“, der beste und größte Iuppiter.
Seinen Platz an der Spitze teilte er mit seiner Frau Iuno, der Göttin der Familie, Ehe und Geburt.
Im wohl wichtigsten Tempel der Römer auf dem Kapitol wurde mit diesen beiden, die Göttin der Weisheit, des Handwerks und des Kampfes, die Göttin Minerva verehrt.
Zusammen bildeten sie die kapitolinische Trias und trugen jeder für sich den Beinamen „capitolinus“.
Insgesamt ist ein großer Teil des römischen Pantheons eine Transkription des griechischen, ohne dies jemals bewußt umgesetzt zu haben. So entwickelte sich aus der zuerst vorwiegend für das Handwerk zuständigen Minerva eben ein Bild einer romanisierten Athena.
Andere Götter konnten nicht umgesetzt oder verändert werden, etwa Apollon, der als Apollo bei den Römern einlaß fand, oder Mithras, einem aus dem Osten stammenden Kult der später gerade bei den Soldaten größte Begeisterung entfachte.
Auch Vulcanus, Gott der Schmiede und Handwerkskunst oder Ceres, die Göttin der Feldfrucht und Fruchtbarkeit erfuhren reiche Verehrung.
Der griechische Götterbote und Händler – und Diebespatron Hermes fand seine Entsprechung in Merkur, Aphrodite in Venus.
Apollos Schwester Artemis kam als Diana zur Geltung, und Hades als Pluto, oft auch als Dis Pater.
Eine besondere Rolle spielte Janus, der doppelgesichtige Gott, der Anfang und Ende, oder auch einen Ein- und Ausgang symbolisierte.
Die Zahl weiterer wichtiger Götter ist groß genug um ganze Bände zu füllen.
Daher bitte die Literaturliste am Ende beachten.
nach oben
|
Staatskulte |
Der Staat bestand in der Kaiserzeit sporadisch auf die Ausübung der Staatsreligion, zu der auch der Kaiserkult zählte. Die „divi“, die vergöttlichten Kaiser, die nach ihrem Tod in den Pantheon erhoben wurden, aber auch deren Nachfolger, oftmals durch Adoption, direkte Blutlinie oder konstruierte Verwandschaft im Glanz ihrer Vorgänger.
Die divi und amtierenden Kaiser fanden denn auch Verehrung an eigenen Plätzen und durch Zeichen, etwa den imagos im römischen Heer, Feldzeichen, die eine Büste des amtierenden oder designierten Kaisers zeigten, ggf. auch eines Familienmitgliedes. Auf den Foren fanden sich meist kleine Tempel oder Heiligtümer, die zur Verehrung des Kaisers oder seiner Familie dienten, etwa der berühmte Faustina Tempel auf dem Forum Romanum.
Auch gehörten die Kulte einer ganzen Reihe von Göttern, vor allem den schon in republikanischer verehrten zum Staatskult. Von Zeit zu Zeit fügten die Kaiser bzw. Die Gremien Götter anderer Kulturen, die sich in die Gesellschaft eingefügt hatten hinzu. Ein Beispiel dafür ist wohl die Verehrung der Isis.
nach oben
|
Priester, Auguren und Haruspices |
Priester, im Latein oft als sacerdotis aber vor allem als pontifices und flamen bezeichnet, sind in unseren Augen in ihrem ganzen Leben ausgerichtete Menschen, die einem ausgesprochen strengen Codex unterstehen.
Anders sieht das mit ihren äquivalenten, zumindest der meisten Kulte, in Rom aus. Zwar waren sie eben auch Priester und auch ihnen waren bestimmte Regeln auferlegt, aber weder waren sie es ihr ganzes Leben, noch, um es mal vereinfachend auszudrücken, rund um die Uhr. Sie konnten bei Bedarf auf diese Funktion zurückgreifen und waren zu bestimmten Zeiten verpflichtet als solche aufzutreten.
Im Stadtgebiet Rom selbst traten die Priester in verschiedenen Formen auf. Oberster Priester war der pontifex maximus.
Diesem unterstanden verschiedene Gruppen und Gremien. So etw die drei flamen maiores und auch die Vestalinnen, jene Jungfrauen, die auf das ewige Herdfeuer der Vesta achteten.
Eine meist unterschlagene Rolle spielen die Auguren und Haruspices, die Vogel – und Eingeweideschauer.
Nichts bewegte sich in Politik und manchmal auch nicht im privaten Umfeld bis tief in die Kaiserzeit, bevor nicht die Zeichen gedeutet wurden oder ein negatives Ergebnis beschieden war.
Die Auguren hielten sich dabei an die Himmelszeichen, also Blitze und Vogelflug, vielleicht auch Wolkenbildung und ähnliches, während ein Haruspix die Eingeweide, insbesondere die Leber der geopferten Tiere untersuchte um aus ihrem Zustand eine Aussage treffen zu können.
Keines dieser Ämter, wie auch der übrigen Priester und Gremien, war für Politiker oder ehrgeizige Privatmänner gesperrt, und so wundert es nicht, dass sie dem Mißbrauch freigegeben waren.
Der beständige Amtskollege Caesars etwa, Bibulus, versuchte, nachdem aktive Politik in seiner fast gewaltsamen Vertreibung vom Versammlungsplatz zur Folge hatte, mittels der Verkündung schlechter Omen in seiner Funktion als Augur die Amtsgeschäfte zum erliegen zu bringen.
Auch Caesar selbst, als pontifex maximus nutzte seine Stellung, bis hin zu dem Punkt, als jeder Kaiser gleichzeitig auch oberster Priester war.
nach oben
|
Umgang mit anderen Religionen |
Wie beschrieben waren andere Religionen und Glaubensrichtungen absolut akzeptiert bis integriert. Bedingung dazu war nur die Einbindung des Staatskultes, besonders eben der Kaiserverehrung. In der Folge kam es unausweichlich immer wieder zu Konflikten mit den monotheistischen Religionen der Juden und Christen, die sich natürlich aufgrund ihrer Lehren dem nicht beugen konnten und dem Kaiser in Rom die Nachricht überbringen ließen, sie können für ihn beten, aber ihn nicht anbeten. So kam es mitunter zu den grausigen Christenverfolgungen und immer wieder auch zu Aufständen im Gebiet des heutigen Israel.
Gerne versuchten die Römer auch die Götter, Genien und Verkörperungen mit ihren bereits vorhandenen gleichzusetzen. In „de bello gallico“ demonstriert Caesar uns dies, als er die keltischen Götter versucht mit ihren römischen Entsprechungen zu erklären.
nach oben
|
Das Christentum |
Nicht vergessen darf man die fortschreitende Christianisierung in Rom selbst. Schon kurz nach Jesus Tod gelangten Gläubige nach Rom. Auch die Apostel Paulus und Petrus sollen nach Rom gekommen sein und dort als Märtyrer gestorben sein, etwa in den späten 50ern und im Jahr 64 n.Chr , unter der Herrschaft Neros also. Wie viel Wahrheit und wie viel nachträglich eingefügtes ist bleibt vor allen in Sachen des Petrus umstritten.
Fakt hingegen ist die größer werdende römische Urgemeinde, die auch den ersten Christenverfolgungen zum Trotz überlebt.
Bis aus den Gemeinden eine Staatsreligion und ein geordnetes Kirchenwesen erwuchs dauerte es aber noch rund 300 Jahre, und erst mit Konstantin, nach der vorerst letzten Verfolgungen durch Diokletian, wurde das Christentum nach der Schlacht an der Milvischen Brücke zur Staatsreligion erklärt.
Nach einer kurzen Episode um den Kaiser Julianus, später apostata tituliert, blieb das Christentum als solches stabil, mußte sich dafür aber mit inneren Streitigkeiten zwischen Arianern und den Anhängern der Trinitätslehre auseinander setzen.
nach oben |